Spieleverbot in Schramberg
Leiter des Gymnasiums Schramberg will Schülern Computerspiele abgewöhnen
Mit einem "Killerspieleverbot" will es der Chef des Schramberger Gymnasiums seinen Schülern abgewöhnen, zu Amokläufern zu werden (siehe Bericht gulli.de). Mit geradezu unglaublicher Unkenntnis und Polemik fällt der Pädagoge über Gamer her und macht diese zu den Verantwortlichen der schrecklichen Vorgänge von Erfurt bis Winnenden und Ansbach. Dass aber der Amokläufer von Ansbach beispielsweise gar kein Gamer war, ficht den wackeren Schulmann nicht an. Er will sogar ein Bündnis mit Eltern und anderen Schulen schliessen. Dies war für mich Anlass, ihm einen Brief zu schreiben.....
Hier finden Sie den Brief ....
Sehr geehrter Herr Dennig,
mit Erstaunen habe ich gelesen, dass Ihre Schule "killerspielfrei" werden soll und Sie mit den Eltern dafür "sorgen" wollen, Schüler Ihrer Schule von deren Hobby abzubringen, statt sich seriös damit zu beschäftigen. Bisher dachte ich, dass ein derartiger Primitivstpopulismus Teilen meines Berufsstands vorbehalten ist.
Waren Sie eigentlich jemals auf einer LAN- Party? Gamer sind keine Killer. Sie sind auch keine "Einzelkämpfer", da deren Spiel strategische Hintergründe hat und im Team gespielt wird. Ganz nebenbei: Gute Gamer werden gerade wegen dieser Teamfähigkeit gerne in der IT Industrie eingestellt.
Jetzt aber wollen sie diese junge Menschen dazu bringen, ihr Hobby tatsächlich vereinzelt, ohne medial kompetente Unterstützung Erwachsener, möglicherweise heimlich, auszuüben?
Genau dies wäre aber die unmittelbare Folge Ihres Aktionismus, der hoffentlich alsbald von besonnenen Kräften gestoppt wird. Haben Sie eigentlich je persönlich die Friedlichkeit einer Gamer - Veranstaltung erlebt, bevor Sie Ihre unausgegorene Ideen in die Welt gesetzt haben? Warum stellen Sie sich eigentlich nicht die Frage, warum bisher ausgerechnet immer ausgegrenzte Gymnasialschüler aus Mittelschichtfamilien zu Amokläufern wurden?
Einzig das Interesse an Computerspielen hat übrigens die meisten bisher an Schulen aufgetretenen bekannten Täter nicht von ihrer sonstigen Alterskohorte unterschieden und entsprach altersentsprechendem "normalem" Verhalten.
Ansonsten waren es ausgegrenzte Eigenbrödler mit schweren psychischen und offensichtlich nicht wahrgenommen Krankheitsbildern. Muss dies einen Pädagogen nicht zu seriösen Überlegungen statt zu einer derartigen öffentlichen wie schulinternen Show veranlassen?
Oder haben Sie vielleicht vor der einfachen bildungspolitischen Erkenntnis Angst, dass möglicherweise Ihre Schulform und das Versagen der Bildungspolitik bis hin zum Unterlassen von Schulsozialarbeit eher als die von Ihnen kritisierten Computerspiele etwas mit den Amokläufen verzweifelter Schüler, beginnend in Erfurt, zu tun haben?
Ich gestatte mir eine abschließende Frage: Wie weit darf sich ein Schulleiter von der Lebenswirklichkeit, von Jugendkultur, schlicht von der von ihm zu unterrichtenden Generation abheben, um selbst zu erkennen, dass er zu seinem Amt nicht befähigt ist?
Mit freundlichen Grüssen
Jörg Tauss, MdB