Sonstige Reden
"Wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit: Voraussetzung für den Erfolg im internationalen Wettbewerb"
- nicht redigiertes und endkorrigiertes Exemplar – es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich danke Ihnen sehr herzlich für die Einladung und die Möglichkeit, auf dem Workshop "Das Deutschlandbild im Ausland und die deutsche Wissenschaft, Forschung und Entwicklung", der im Rahmen der 2004 begonnenen Netzwerkbildung "Das Deutschlandbild im Ausland“ stattfindet, sprechen zu dürfen. Im Rahmen dieses Workshops kommen zahlreiche Akteure aus Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Tourismus zusammen, die das Deutschlandbild im Ausland prägen. Ziel dieses Netzwerkes ist es, mit einem verdichteten Informationsfluss und der Erarbeitung von ineinandergreifenden Kommunikationsstrategien die Voraussetzungen dafür zu schaffen, ein kohärentes, möglichst ganzheitliches und aktuelles Bild unseres Landes im Ausland zu vermitteln – und damit auch Deutschland im globalen Wettbewerb zu positionieren.
Der diesjährige Workshop zum Deutschlandbild im Ausland stellt – nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der deutschen Ratspräsidentschaft und den bildungs- und forschungspolitischen Schwerpunkten dieser Präsidentschaft – die Innovationsfähigkeit unseres Landes in den Mittelpunkt. Innovationsfähigkeit ist grundlegende Voraussetzung, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. Doch gilt auch hier: wir müssen Sorge dafür tragen, dass dies auch so bleibt. Innovation und Kreativität fördern zugleich die Anziehungskraft von Ländern im globalen Wettbewerb um die besten Köpfe weltweit – und sind damit elementare Bereiche der weltweiten Positionierung Deutschlands. Aus den genannten Gründen kommen Wissenschaft, F&E und ihrer Vermarktung und Sichtbarkeit im Ausland eine entscheidende Rolle im Rahmen einer ganzheitlichen Öffentlichkeitsarbeit zu. Der „4. Deutschlandbild im Ausland“-Workshop stellt sie deshalb in den Mittelpunkt. Wir müssen die Herausforderungen der globalen Medien- und Informationsgesellschaft sowie der wissensbasierten Wirtschaftssysteme als Chance begreifen und aktiv für uns nutzen.
Überschrieben haben Sie meinen Vortrag mit dem Titel: "Wissenschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit: Voraussetzung für den Erfolg im internationalen Wettbewerb".
Bildung und Forschung sind elementare Voraussetzungen für die Innovationsfähigkeit und für ein zukunftsfähiges Deutschland wie auch ein zukunftsfähiges Europa, sie sind Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum, mehr Beschäftigung und kulturellen und sozialen Zusammenhalt. Der deutsche Ratsvorsitz will in beiden Politikbereichen neue Anstöße geben und damit die Entwicklung des europäischen Bildungs- und Forschungsraums weiter voranbringen.
Die deutsche Präsidentschaft hat die Bereiche Bildung und Forschung unter ein jeweiliges Leitmotiv gestellt. Unter dem Leitgedanken „Mit Forschung gewinnen" will Deutschland während seiner Präsidentschaft für die Bedeutung von Forschung und Innovation für Europa werben: Forschung und Innovation steigert die Wettbewerbsfähigkeit, sichert Wohlstand und ermöglicht soziale Teilhabe.
Mit dem Start des 7. Forschungsrahmenprogramms mit seinem Finanzvolumen von rund 54 Milliarden ¤ und dem darin verankerten Europäischen Forschungsrat (ERC = European Research Council), wird ein neues Kapitel der europäischen Forschungsförderung aufgeschlagen. Die Europäische Union steigt mit dem ERC in die direkte Förderung der Grundlagenforschung ein und damit in eine Aufgabe, die bislang den Mitgliedstaaten vorbehalten war. Mit einem Fördervolumen von jährlich einer Milliarde Euro wird dies auch auf die deutsche Grundlagenforschung eine starke Anziehungskraft ausüben und einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Europäischen Forschungsraums leisten.
Die Lissabon-Strategie der EU und das Ziel, 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung zu investieren, erfordern verstärkte Anstrengungen zur Finanzierung von Wissenschaft und Forschung. Indem wir die Umsetzung dieser Ziele auf allen Ebenen vorantreiben, wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass F + E zum Impulsgeber für die gesellschaftliche Entwicklung in Europa werden. Die deutsche Wirtschaft ist traditionell stark auf die forschungsintensive Fertigungstechnik ausgerichtet. Hier verfügt sie über herausragende technologische Kompetenzen und eine starke Weltmarktposition. Deutschland lebt von diesen Technologieprodukten und von innovativen Dienstleistungen. Die größten Wachstumsperspektiven bei Produktivität und Wertschöpfung versprechen aber daneben Spitzentechnologien wie die Pharmaforschung und die Biotechnologie, die Luft- und Raumfahrt, der gesamte IT-Sektor sowie wissensintensive Dienstleistungen. Hier sind Investitionen in Forschung gefordert, um aus Forschungsergebnissen und technischen Neuerungen innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.
Die technologische Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften lässt sich nicht an einem einzelnen Indikator oder an einer einzelnen Technologie festmachen. Aussagen darüber beruhen auf einer Bewertung des Zusammenspiels zahlreicher Faktoren. Dazu gehören Ergebnisse der Forschung und Entwicklung in Unternehmen, die Fähigkeit, technische Neuerungen in marktreife Produkte zu transformieren und diese dann zu konkurrenzfähigen Preisen im Markt zu platzieren. Erfindungsreichtum - gemessen beispielsweise an der Zahl von Patenten - ist deshalb genauso wichtig, wie die Fähigkeit zur effizienten Produktion und die Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben.
Die technologische Leistungsfähigkeit als Umsetzung von Forschungsergebnissen in Produkte und Dienstleistungen ist ein wichtiger Maßstab der wirtschaftlichen Potentiale Deutschlands. Entsprechend eines Beschlusses des Deutschen Bundestages von 1998 beauftragt das BMBF führende wissenschaftliche Forschungsinstitute mit Untersuchungen zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands im internationalen Vergleich. Der letzte Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit aus dem Jahr 2006 zeigt, dass die Ergebnisse der letzten Jahre erhalten und ausgebaut werden müssen:
- Deutschland ist mit 16,5 Prozent aller OECD-Exporte exportstärkstes Land von Technologiegütern. Die USA erreichen 15,5 Prozent, Japan 12,5 Prozent. Die deutsche Automobilindustrie ist allein für 23 Prozent der gesamten Forschungs- und Entwicklungs- (FuE) Ausgaben der OECD-Länder in diesem Sektor verantwortlich.
- Für die deutsche Industrie war der Export forschungsintensiver Güter im vergangenen Jahrzehnt der entscheidende Wachstumsmotor. Fast drei Viertel des Umsatzzuwachses in forschungsintensiven Industriesektoren zwischen 1995 und 2004 wurde im Ausland erzielt. Eine internationale Sonderrolle spielen die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Deutschland: 36 Prozent der kleinen Spitzentechnikunternehmen sind auch auf dem Weltmarkt aktiv. An den Gesamtexporten in der Spitzentechnologie haben Klein- und Mittelunternehmen einen Anteil von 18 Prozent.
- In der Pharma/Biotechnologie, Luft- und Raumfahrt, Instrumententechnik, Computer/Elektronik ist Deutschland schwächer vertreten. Allerdings ist in den vergangenen Jahren ein deutlicher Aufholprozess zu erkennen. Spitzentechnologien versprechen neben wissensintensiven Dienstleistungen die größten Wachstumsperspektiven bei Produktivität und Wertschöpfung. Der Weg der vergangenen Jahre muss konsequent fortgesetzt werden. Zur Erschließung neuer Wachstumsfelder muss der Staat über eine Ausweitung der staatlichen Mittel für Bildung, Wissenschaft und Forschung klare Impulse setzen, wie dies 1998 unter rot/grün begonnen wurde
- Nach rückläufigen Zahlen bei den Unternehmensgründungen in den forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen 2001-2002 stieg in den Jahren letzten Jahren die Anzahl der Neugründungen wieder um 5 Prozent an. Eindeutig positiv ist die Gründungsdynamik aber vorrangig bei den wissensintensiven Dienstleistungen.
- Bei der Forschungs- und Wissensintensität der Wirtschaft liegt Deutschland zwar weiterhin in der internationalen Spitzengruppe, fällt aber teilweise zurück. Mit 278 weltmarktrelevanten Patenten je 1 Mio. Erwerbstätige liegt Deutschland deutlich über dem OECD-Durchschnitt. Bei Patenten zu Spitzentechnologien ist eine eindeutige Wachstumstendenz zu verzeichnen. Dagegen nimmt der Anteil wissenschaftlicher Publikationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland wieder ab.
- Deutschland sieht sich einem rasant verändernden globalen Kräfteverhältnis ausgesetzt. China hat sich mit FuE-Ausgaben von 103 Mrd. US-Dollar auf Rang Drei der forschungsreichsten Länder geschoben. Indien entwickelt sich ähnlich dynamisch und gehört mit FuE-Aufwendungen von 21 Mrd. US-Dollar zu den zehn forschungsstärksten Nationen der Welt. Deutschland investiert 59 Mrd. US-Dollar.
- Die deutsche Wirtschaft erhöhte bis zum Jahr 2003 ihre FuE-Aufwendungen wieder. Seit 2004 wurden allerdings wieder real stagnierende Zahlen ausgewiesen. Seit Anfang der 90er Jahre blieb das Wachstum der deutschen Industrieforschung durchweg unterhalb des OECD- und EU-Durchschnitts.
- Die Investitionen der Wirtschaft in Forschung und Entwicklung (FuE) hängen immer enger von der konjunkturellen Entwicklung ab. Die FuE-Ausgaben werden enger an die Produktion gebunden und an kurzfristigen ökonomischen Erfolgen ausgerichtet. Unternehmen ziehen sich aus einer langfristig orientierten Forschung zurück. Sie verringern ihre Möglichkeiten, neue Märkte über strategische Forschung zu erschließen, sondern erwerben neue Kompetenzen über Aufträge und Kauf - auch aus der öffentlichen Forschung. Die Bedeutung öffentlicher Forschung steigt daher.
Forschung und Entwicklung nehmen nach allen wesentlichen empirischen Studien für Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität, Wachstum und Beschäftigung eine zentrale Rolle ein. Vor diesem Hintergrund ist auch das Ziel definiert, einen Anteil von 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Forschung und Entwicklung zu erreichen.
Gestatten Sie mir in diesem Kontext und im Kontext der europäischen Forschungspolitik eine kurze Anmerkung zur Initiative der Kommission, ein Europäisches Technologieinstitut (EIT) – sozusagen als Pendant zum Massachusetts Institute of Technology – errichten zu wollen. Das Ziel, Forschung und Innovation und Bildung auch auf europäischer Ebene zu stärken und bestehende Innovationslücken schließen zu wollen ist natürlich richtig und wichtig. Die Vorstellungen über die Ausgestaltung eines solchen Gesamtkonzeptes für ein Europäisches Technologieinstitut gehen allerdings in den europäischen Mitgliedsstaaten noch weit auseinander. Wir sollten allerdings den Standort Europa nicht mies reden. MIT ist eine tolle Einrichtung, die aber auch nur mit Wasser kocht.
Natürlich muss im Kontext der wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit auch die Bildungsfrage als die grundlegende Zukunftsfrage thematisiert werden. Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie erfolgreiche Innovationsaktivitäten benötigen gut ausgebildete Fachkräfte. Gerade ein ressourcenarmes Land wie Deutschland ist auf Humankapital angewiesen, um seine langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten – das gilt für Europa insgesamt natürlich gleichermaßen. Dem Bericht zur technologischen Leistungsfähigkeit aus dem Jahr 2006 ist auch zu entnehmen:
- Die Beschäftigung von qualifiziertem Personal entwickelte sich positiv. Zwischen 1991 und 2004 – dies sind die letzten aktuellen Zahlen - nahm die Zahl der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss um 48 Prozent zu. Parallel zu diesem gestiegenen Arbeitskräfteangebot nahm die Zahl der hoch qualifizierten Erwerbspersonen um 1,8 Mio. zu, während gleichzeitig die Gesamtzahl aller Beschäftigten um 1,7 Mio. Erwerbspersonen sank. Qualifikation ist also ein entscheidender Faktor für zukunftssichere Arbeitsplätze.
- Das Qualifikationsniveau der Bevölkerung gibt Anlass zur Sorge. 2003 verzeichnete Deutschland einen um 50 Prozent über dem OECD-Durchschnitt liegenden Bevölkerungsanteil mit einem Bildungsabschluss mit Sekundarstufe II oder einem Berufsabschluss. Bei jungen Menschen liegt dieser Anteil aber nur noch um 38 Prozent über dem OECD-Durchschnitt. Der Anteil der 25- bis 35-jährigen mit Hochschulabschluss liegt sogar um 25 Prozent unter dem OECD-Durchschnitt. Seit 1991 hat sich die Position Deutschlands gegenüber dem OECD-Durchschnitt bei den 25- bis 34-jährigen kontinuierlich verschlechtert. Etwas mehr als 20 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland verfügte 2003 über einen Hochschulabschluss - 55- bis 64-jährige ebenso wie 25- bis 34-jährige. Damit nimmt Deutschland bei den Älteren im OECD-Vergleich einen Spitzenplatz ein, bei den Jüngeren einen der Schlussplätze.
Wir brauchen in Deutschland dringend gut ausgebildete Facharbeiter, Ingenieure und Naturwissenschaftler. Schon heute können wir den Bedarf der Wirtschaft an hoch- und höchstqualifizierten Arbeitskräften kaum decken. Dieser Bedarf wird in den nächsten Jahren noch deutlich steigen. Und bereits heute ist unabweisbar, dass die Europäisierung und Internationalisierung der Bildungs- und Arbeitsräume neue Anforderungen an die Konkurrenzfähigkeit der Bildungsstandorte stellt. Wir befinden uns in einem Wettbewerb der Bildungssysteme. Länder wie Finnland machen es uns auch hier vor. Weit über 60% eines Jahrganges erhalten einen akademischen Abschluss. In Deutschland liegt dieser Wert bei knapp über 20%. Dies können wir uns bei den vor uns liegenden Herausforderungen nicht leisten.
Ziel muss es also sein, möglichst vielen jungen Menschen eine Hochschulausbildung zu ermöglichen, egal welchen sozi-ökonomischen Hintergrund sie dabei haben. In keinem Land der OECD hängen die Bildungschancen so stark von der familiären Herkunft ab, wie in Deutschland. Dies gilt es zu ändern. Und dafür brauchen wir allerdings eine echte Chancengleichheit für alle und die Durchlässigkeit des Bildungssystems in allen Bereichen. Anders werden wir den Herausforderungen nicht gerecht. Dies macht auch eine langfristige Investition in den Bereich Bildung essentiell, denn nur so kann es erfolgreiche Innovationsprozesse geben. Eine Investition, die übrigens nicht allein vom Staat übernommen werden kann. Auch – und insbesondere – die private Wirtschaft trägt hier eine besondere Verantwortung, der Sie bisher zumindest noch nicht gerecht worden ist. Hier muss auch die Wirtschaft aktiver werden.
Auch wenn uns gegenwärtig und auch mittelfristig Lehrstellen fehlen bzw. fehlen werden, langfristig wird die Wirtschaft auch hier händeringend nach qualifizierten jungen Menschen suchen – jungen Menschen, die im Übrigen bereits jetzt die Vorteile im Ausland suchen. Ich kann daher der deutschen Wirtschaft nur raten, bereits jetzt die richtigen Schritte einzuleiten, um so dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gerade hier bietet sich eine ausgezeichnete Möglichkeit auch und gerade im europäischen Ausland für den Standort Deutschland zu werben, um so geeignet Fachkräfte zu finden.
Aus den genannten Gründen nimmt auch der Bereich Bildung einen großen Raum in der deutschen Präsidentschaft ein: „Bildung verbindet“ – das ist das Leitmotiv im Bildungsbereich. Heute gilt um so mehr: Bildung ist der Schlüssel für individuelle Lebenschancen - die Chance auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Teilhabe des Einzelnen. Die Summe der individuellen Lebenschancen der Bürgerinnen und Bürger in Europa entscheidet über die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft, den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft aber nicht zuletzt auch über das Zusammenwachsen der Mitgliedstaaten auf Basis eines gemeinsamen Verständnisses von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Werten.
Mit dem neuen mit rd. 7 Mrd. Euro dotierten Programms Lebenslanges Lernen 2007-2013 wird die Mobilität von Lehrenden und Lernenden aller Bildungsstufen sowie die Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen gefördert. Der Bologna-Prozess des Hochschulbereichs und der Kopenhagen-Prozess in der Berufsbildung werden weiter vorangetrieben. Im Rahmen der Diskussion über Strategien zur Förderung des Lebenslangen Lernen wird ein besonderer Fokus auf die Erwachsenenbildung und die frühkindliche Förderung gelegt. Auch wird es darum gehen, Forschungsstrategien für eine evidenzbasierte Bildungspolitik zu diskutieren.
Zum Erhalt und zur Stärkung der wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands haben bereits die rot-grüne wie auch die amtierende Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Hierzu zählen beispielsweise das Sechs-Milliarden Euro-Programm für Forschung und Entwicklung unter dem Titel "Neue Impulse für Innovation und Wachstum", welches einen wichtigen Beitrag zur Erreichung des Drei-Prozent-Ziels bis 2010 leisten soll. Wenn Wirtschaft und Länder - analog zum Sechs-Milliarden-Programm - ihre FuE-Investitionen anteilig steigern, wird das Drei-Prozent-Ziel erreicht werden können. Hierzu zählen auch die Maßnahmen im Rahmen der High-Tech-Strategie bündeln.
Im Bildungsbereich haben wir die Exzellenzinitiative für Hochschulen auf den Weg gebracht, mit der Bund und Länder es ausgewählten Universitäten ermöglichen, sich zu international sichtbaren Spitzenzentren der Forschung mit einem eigenen Profil zu entwickeln. Ein Element der Exzellenzinitiative ist der Aufbau von Graduiertenschulen. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer verbesserten Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Gestatten Sie mir in diesem Zusammenhang eine kurze Anmerkung zum Hochschul-Ranking:
Dieses in den USA populär gewordene Instrument etablierte sich Anfang der 90er in Deutschland und hat auch innerhalb der EU viele Freunde. Ich möchte dieses Instrument, welches ursprünglich als Entscheidungshilfe für Schulabsolventen oder die Wirtschaft gedacht war, nicht grundsätzlich kritisieren – dies haben andere bereits vor mir getan. Ich verweise an dieser Stelle lediglich auf die prinzipiellen Probleme bei statistischen Erhebungen, und die fehlende Vergleichbarkeit solcher Rankings. Darüber hinaus bin ich skeptisch, ob wir in Deutschland und wir in Europa es wirklich nötig haben dieses amerikanische Instrument zu kopieren. Mehr noch, wir haben schon ein fast religiös-apodiktisches Verhältnis zu dieser Art der Rankings. Dies halte ich für falsch.
Natürlich ist es wichtig Spitzenuniversitäten im Lande zu haben. Dazu stehe ich. Aber, ohne Breite, keine Spitze!!! Es nützen uns die besten Universitäten nichts, wenn dort nur ein paar Privilegierte studieren können und der Rest an schlecht ausgestatten Universitäten einen unterdurchschnittlichen, evtl. sogar in Wirtschaft und Industrie wenig anerkannten Abschluss macht. Damit lösen wir nicht das geschilderte Problem des Fachkräftemangels. Wir brauchen eine sehr gut ausgebildete Breite, als Grundlage für eine ausgezeichnete Spitze – gerade auch als Anreiz für Studierende aus dem europäischen Ausland. Deshalb haben wir auch die Exzellenzinitiative gestartet!
Mit diesen genannten und zahlreichen anderen Maßnahmen wollen die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen alle notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen, damit Deutschland auch in Zukunft innovationsstark bleibt.
Ziel Ihres Workshops ist es ja auch, Kommunikations- und Marketingstrategien zu entwickeln, um die deutsche Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie auch das deutsche Bildungs- und Qualifizierungssystem bei spezifischen Zielgruppen, beispielsweise bei Studenten im Kampf um die besten Köpfe, aber auch bei breiten Öffentlichkeiten im Ausland sichtbar zu positionieren. Ich wünsche Ihnen für den weiteren Verlauf Ihres Workshops "Das Deutschlandbild im Ausland und die deutsche Wissenschaft, Forschung und Entwicklung" viele interessante und spannende Diskussionen und gute Ergebnisse.
Mit meinem kurzen Vortrag habe ich versucht, aus politischer Sicht die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie des Bildungsbereiches für die Innovationsfähigkeit unseres Landes und von Europa in der weltweiten Positionierung zu beschreiben und aufzuzeigen, welchen Herausforderungen sich die deutsche und europäische Bildungs- und Forschungspolitik sich im globalen Wettbewerb stellen muss.
Ich wünsche Ihnen eine spannende Konferenz und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.