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Sonstige Reden

Verabschiedung Prof. Dr. Hans-Dieter Rinkens

- nicht redigiertes und endkorrigiertes Exemplar – es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Prof. Rinkens
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste,

als bildungs- und forschungspolitsicher Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion werde ich regelmäßig gebeten Grußworte, Ansprachen und Lobreden zu den unterschiedlichsten Anlässen zu halten. Viele dieser Termine übernimmt man gerne, aber leider gibt es auch einige, die man nicht so gern übernimmt. Aber, es gibt da auch die Termine, auf die man sich bereits Wochen vorher freut und die man auf gar keinen Fall verpassen möchte - trotz der „spannenden“ Debatten um die Föderalismusreform.
Heute ist ein solcher Termin, Herr Prof. Rinkens, denn es ist mir eine ganz besondere Ehre anlässlich Ihrer Verabschiedung als Präsident des Deutschen Studentenwerkes zu Ihnen und den heutigen Gästen sprechen zu dürfen.

Lieber Prof. Rinkens,
als wir uns vor einigen Jahren kennen lernten und ich Sie nach Ihrer Profession fragte, da war ich doch sehr überrascht, als Sie mir antworteten Sie seien Mathematiker. Denn Sie entsprachen so gar nicht dem Bild, welches ich bis dato von Mathematikern hatte, die ich für ausgesprochen komplizierte Menschen gehalten habe. Menschen, die Dinge sagen wie „Die Ebene ist eine Grube von unbegrenzter Flachheit“. Aufgrund solcher Aussprüche begegne ich daher Mathematikern mit großer Ehrfurcht.

Prof. Rinkens,
nachdem ich Sie über die Jahre in den verschiedensten Gesprächen, Konferenzen und Sitzungen erlebt und schätzen gelernt habe, erlaube ich mir im Folgenden einige Aussagen, die in meinen Augen die wichtigsten Aspekte und Eigenschaften auflisten, die ich mit Ihnen, Ihrer Tätigkeit als Präsident des Deutschen Studentenwerkes und Ihrem damit verbundenen Wirken verbinde: Helmar Nahr, ein Mathematiker und Ökonom hat einmal gesagt: „Ein Mathematiker ist ein Mensch, der einen ihm vorgetragenen Gedanken nicht nur sofort begreift, sondern auch erkennt, auf welchem Denkfehler er beruht.“

Sie, Prof. Rinkens, haben bereits vor Jahren erkannt, auf welchem Denkfehler die Einführung von Studiengebühren beruht. Mit der Konsequenz, dass Sie sich seit Jahren vehement gegen die Einführung dieser einsetzen.

Sie sind zu Recht davon überzeugt, dass Studiengebühren die Studienkosten erhöhen und so in letzter Konsequenz zu einer weiteren sozialen Selektion führen. Und dies ist, da stimme ich Ihnen vollkommen zu, genau das Gegenteil von dem, was unser Land braucht. Ziel muss es sein, die verschiedenen Schwellen in unserem Bildungssystem abzubauen, um so den gleichberechtigten Zugang all derer zum Studium zu ermöglichen, die die Befähigung dazu haben – unabhängig von der Bildungstradition und vom Einkommen der Eltern.

Zu Recht finden Sie sich mit der sozialen Schieflage im deutschen Hochschulsystem nicht ab, wo gegenwärtig 4/5 der Kinder aus so genannten einkommensstarken, bildungsnahen Familien den Sprung an die Hochschule schaffen, aber nur 1/10 der Kinder aus einkommensschwachen, bildungsfernen Haushalten. Zu Recht kämpfen Sie daher, unterstützt durch Ihre Mitarbeiter beim Deutschen Studentenwerk, für mehr Chancengleichheit.
Als besonders ehrlich habe ich dabei Ihren unermüdlichen Einsatz für benachteiligte gesellschaftliche Gruppen empfunden. Ich bin der festen Überzeugung, dass Ihr beharrlicher Kampf für Studierende mit Kind, für ausländische Studierende oder für Studierende mit Behinderungen nicht allein „von Amts wegen“ geschieht, sondern auch aus einer tief verwurzelten und empfundenen Menschlichkeit, die Sie antreibt.

Dass dieser Kampf nicht immer einfach ist, das erleben Sie, denke ich, in Ihrer alltäglichen Arbeit. Dass sich Ihr Einsatz aber lohnt, zeigen sowohl die Erfolge Ihrer heute endenden zehnjährigen Tätigkeit an der Spitze des Deutschen Studentenwerkes, als auch die Erfolge, Ihrer langjährigen Tätigkeit an der Universität Paderborn.

Ein Fundament Ihrer Arbeit bilden dabei die Ergebnisse der im Dreijahresrhythmus vom Deutschen Studentenwerk durchgeführten Sozialerhebungen, mit denen Ihnen ein einzigartiger Einblick in die wirtschaftliche und soziale Situation der Studierenden in der Bundesrepublik Deutschland gelingt. Die Ergebnisse der Erhebungen bilden dabei eine wesentliche Grundlage für Ihre gelungene Arbeit, die im Wesentlichen das Ziel hat den „Lebensraum Universität“ zu verbessern und zukunftsfähig zu machen.

Lieber Prof. Rinkens,
bei dieser Arbeit kommt Ihnen eine Gabe entgegen, die man heutzutage allzu selten antrifft. Wie kaum ein anderer - und dies habe ich mehrfach selbst erlebt - besitzen Sie die Fähigkeit, selbst bei vermeintlich auswegslosen Konfliktsituationen, zu vermitteln. Behalten Sie sich diese Gabe.
Abschließend möchte ich mich bei Ihnen für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren bedanken. Ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrem weiteren beruflichen und privaten Weg und ich hoffe, dass Sie in Zukunft ein bisschen mehr Zeit finden, sich der Kunst und der Gregorianik zu widmen.

Beenden möchte ich meine kurze Ansprache mit einem Zitat von Senator Edward Kennedy, der einmal die Politik mit der Mathematik verglichen hat. „In der Politik ist es wie in der Mathematik: alles, was nicht ganz richtig ist, ist falsch“ – Leider, und das ist nun von mir, merken es die Mathematiker nur häufig sehr viel schneller.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!