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Jugendkriminalität

Fraktion vor Ort: Jugendkriminalität: Brauchen wir „härtere“ Strafen?

„Nein, denn dadurch – das ist erwiesen – wird keine Abschreckung erreicht“ lautete die einhellige Meinung der Fachleute, die bei der Diskussion zu diesem Thema auf dem Podium saßen.

Der SPD-Bundestags­abgeordnete Jörg Tauss hatte im Namen der SPD-Bundestagsfraktion Experten wie Michael Weiß, den Leiter des Heinrich-Wetzlar-Hauses Stutensee, einer Einrichtung zur Vermeidung von U-Haft bei straffällig gewordenen Jugendlichen, den Jugendrichter Udo Pawlitscha, Christiane Hecht-Abt von der Jugendgerichtshilfe, die Jugendsozialarbeiterin Katrin Isele und Jugendleiter der örtlichen Vereine zu einer Podiumsdiskussion nach Weingarten eingeladen.
Die Experten waren sind darin einig, dass es vielmehr darauf ankommt, dass die bestehenden Gesetze richtig und vor allen Dingen zeitnah und im Zusammenhang mit einer Straftat angewendet werden. Es mache wenig Sinn, wenn wegen der überlasteten Gerichte die Sanktion erst ein halbes Jahr nach der Tat folge. Härtere Strafen seien sinnlos, hingegen wirkten sich pädagogische Maßnahmen zumeist viel positiver aus als stupider Arrest oder Arbeitsauflagen. Es sei erwiesen, dass straffällig gewordene Jugendliche eine weitaus größere Chance haben, wieder ein geordnetes und straffreies Leben zu führen, wenn sie anstatt in der U-Haft auf ihren Prozess zu warten, in einer betreuten Einrichtung wie z.B. im Heinrich-Wetzlar-Haus, lernten, Selbstverantwortung zu übernehmen. Der richtige Ansatz läge in einer präventiv angelegten en Jugendpolitik, für die sich die SPD-Bundestagsfraktion seit Langem einsetzt. Es gelte die vielfältigen Ursachen von Jugendkriminalität an der Wurzel zu bekämpfen. Denn weniger das Strafrecht als vielmehr die gesamte Gesellschaft bis hin zur Bildungspolitik ist herausgefordert, das Abgleiten junger Menschen in die Kriminalität zu verhindern.
Doch das alles kostet viel, viel Geld. Jörg Tauss nannte 10 Mrd. Euro, die nötig wären, um das Übel an der Wurzel zu packen. Geld, das gut angelegt wäre für die frühkindliche Betreuung, eine bessere Bildungspolitik, bei der keiner auf der Strecke bleibt, für Jugendhilfeeinrichtungen etc., aber auch für eine bessere personelle Ausstattung unserer Polizei und der Gerichte. Nur, will sich das unsere Gesellschaft wirklich leisten?